GEODYNAMIK WORKSHOP 98
Neustadt an der Weinstraße
vom 23.9.98 bis 25.9.98
ABSTRACTS
Lithosphäre
Lithosphäre - Asthenosphäre: Konvergente Plattengrenzen
Lithosphäre - Asthenosphäre: Divergente Plattengrenzen und Plumes
Tiefer Mantel und Kern
Postersession
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Lithosphäre
Einfluß einer duktilen Schicht in der Erdkruste auf Auflastprozesse
Klemann, Volker (Münster) und Detlef Wolf (Potsdam)
Untersuchungen aus der Seismologie, der Seismik sowie den Materialwissenschaften
weisen auf die Existenz einer duktilen Schicht innerhalb der Unterkruste
hin. In unserer Untersuchung berechnen wir, inwieweit das Verhalten eines
Lithosphärenmodells mit duktiler Unterkruste gegenüber einer
Auflast von dem einer elastischen Lithosphäre abweicht. Als Erdmodell
dient ein inkompressibler, viskoelastisch geschichteter Halbraum. Die Lithosphäre
wird in eine elastische Oberkruste (UC), eine Maxwell-viskoelastische Unterkruste
(LC) und eine elastische Mantellithosphäre (ML) unterteilt; der obere
Mantel (UM) wird als Maxwell-viskoelastisches Substrat modelliert. Die
Maxwell-Viskoelastizität zeigt als lineares Stoffgesetz für eine
Scherbelastung instantan eine elastische Deformation (proportional Schermodul
m) und nach andauernder Belastung Newtonsches Fließen (proportional
Viskosität e). Die Scherspannungen relaxieren dabei auf der
Zeitskala der Maxwellzeit t = e / m. Für den oberen Mantel
wird tUM = 200 a festgelegt, und in der Unterkruste tLC
variiert. Wir diskutieren insbesondere ein Erdmodell VC1 mit tLC
= 5 a und ein Erdmodell VC2 mit tLC = 5000 a. Nach
Anbringen einer Heaviside-Last reagieren beide Modelle zunächst wie
ein elastischer Halbraum. Die Relaxation der Scherspannungen im oberen
Mantel bewirkt für den gewählten Lastradius von 1000 km, daß
sich nach ~10 000 a ein Gleichgewicht zwischen dem Lastdruck, dem
Auftrieb des sich nun flüssig verhaltenden oberen Mantels und den
durch die Verbiegung der Lithosphärenplatten verursachten elastischen
Rückstellkräften einstellt. Aufgrund der kurzen Maxwellzeit tLC
von Erdmodell VC1 sind zu diesem Zeitpunkt die elastischen Platten in ihren
Scherkräften entkoppelt. Erdmodell VC2 zeigt dagegen zunächst
das Verhalten einer durchgehend elastischen Platte. Hier tritt eine Entkopplung
erst nach 1 Ma ein. Damit unterscheiden sich die beiden Modelle in ihrem
Verhalten signifikant für glazial-isostatische Ausgleichsbewegungen,
deren Zeitskala zwischen 1000 und 100 000 a liegt.
Für die weitere
Diskussion wird dem Erdmodell VC1 ein äquivalentes Ein-Platten-Erdmodell
EC1 gegenübergestellt. Für dieses Modell wird die Lithosphärendicke
h1 mit Hilfe der Biegesteifigkeit definiert, die sich
für ein in den Scherkräften entkoppeltes Zwei-Platten-Erdmodell
ergibt ( h13 = hUC3
+ hML3 ). Dem Erdmodell VC2 wird entsprechend
das Erdmodell EC2 gegenübergestellt, dessen Unterkruste elastisch
ist ( h2 =hUC + hLC +
hML >> h1). Die Modellierung bestätigt,
daß trotz signifikanter Unterschiede im Spannungsverhalten der jeweiligen
Vergleichsmodelle in den heutigen Hebungsraten kaum Unterschiede auftreten,
so daß der Umkehrschluß zulässig ist: Die beobachteten
Hebungsraten lassen je nach Viskositätskontrast zwischen duktiler
Unterkruste und oberem Mantel für tLC / tUM
<< 1 auf eine dicke Lithosphäre und für tLC
/ tUM >> 1 auf eine dünne Lithosphäre
schließen.
Volker Klemann
Institut für Planetologie
Westfälische Wilhelms-Universität Münster
W.-Klemm-Str. 10
D-48149 Münster
Germany
Tel.: +49-(0)25183-39068
Fax: +49-(0)25183-39083
e-mail: volkerk@uni-muenster.de
3-D Deformationsmodell der Lithosphäre im Mittelmeerraum mit Finiten Elementen
Heidbach, Oliver (München)
Unter Berücksichtigung der Variation von Topologie, Mohodiskontinuität
und Lithosphärenmächtigkeit wurde ein Modell mit 12 000
Solid-Elementen des Mittelmeerraumes erstellt. Dabei wurden die Strukturen der
Subduktions- und Kollisionszonen der Afrikanischen und Arabischen Platte
mit der Eurasischen Platte im Mittelmeerraum als dreidimensionale
Kontaktflächen mit Coulombscher Reibung eingearbeitet. Ziel dieser
Untersuchung war es, ein Modell mit rein geophysikalischen Parametern und
Randbedingungen zu erstellen und diese mit den aus geodätischen
Messungen (GPS, SLR, VLBI) erhaltenen Punktbewegungen zu vergleichen.
Als kinematische Randbedingung wurden am Südrand die Bewegungsrichtungen
und Beträge aus NUVEL-1a relativ zu Eurasien angetragen. Der
nördliche, westliche und östliche Rand des Modells wurde mit Federn
stark gedämpft. Die Oberfläche ist frei, und die Unterseite wurde mit
lithostatischem Druck unterstützt. Scherkräfte an der Grenze zur
Asthenosphäre werden in dem Modell vernachlässigt. Dynamische
Randbedingungen sind das radiale Schwerefeld und die slab pull-Kräfte in
den Subduktionszonen. Sie weisen parallel zur Subduktionsrichtung, d.h.
ein roll-back-Effekt wird zunächst nicht berücksichtigt. Das
rheologische Modell entspricht in der Kruste einem ideal elasto-plastischen
Körper. Die Festigkeitskurve wird durch das lineare
Mohr-Coulomb-Bruchkriterium beschrieben. In der Lithosphäre wird ein
elasto-viskoser Maxwell-Körper angenommen.
In den ersten Modellen wurde nur die Viskosität der Lithosphäre
verändert, um deren Einfluß abzuschätzen. Es zeigte sich,
daß eine Variation zwischen 1021 und 1024 Pa s
keinen signifikanten Einfluß auf das Deformationsfeld an der
Oberfläche hat. Einen wesentlichen Einfluß hat eine Änderung
des Reibungskoeffizienten in den Subduktionszonen. Bei niedrigem
Reibungskoeffizienten (0,3) zeigt sich am Hellenischen
Bogen in der Ägäis eine Bewegung von bis zu 2 cm pro Jahr in
südwestlicher Richtung senkrecht zur Subduktionszone. Dies stimmt mit
dem Azimuth aus geodätischen Messungen gut überein, aber die
Magnitude erreicht an den Stationen Werte von über 4 cm pro Jahr. Bei
größerer Reibung (0,6) bleibt das Deformationsbild gleich, aber die
Beträge verringern sich um 30-60%. Auch das laterale Entweichen des
Türkisch-Ägäischen Blocks entlang der Nord- und
Süd-Anatolischen Blattverwerfung läßt sich
in dem Modell nachvollziehen. Doch auch hier sind die Beträge um einen
Faktor zwei bis drei zu niedrig. Im zentralen Teil des Mittelmeerraums
sind qualitative Aussagen nur schwer möglich. Dort sind sowohl die
Modellergebnisse als auch die Messungen aus der Geodäsie uneindeutig und
in den Beträgen zu gering.
Oliver Heidbach
Deutsches Geodätisches Forschungsinstitut (DGFI)
Marstallplatz 8
80539 München
Germany
Tel.: +49-(0)89 23031-217
Fax: +49-(0)89 23031-240
e-mail: heidbach@dgfi.badw-muenchen.de
http://dgfi2.dgfi.badw-muenchen.de/dgfi/GDYN/geod_deform.html
FE-Modellierung von Extensionstektonik
Braun, Alexander (Frankfurt)
Im norwegischen Kontinentalschelf vor den Lofoten
zeigen sich starke abwechselnd positive und negative elongierte
Schwereanomalien. Die Ursache dieser Anomalien kann nicht die
Topographie sein, die im Schelf relativ flach ist, und muß demnach
innerhalb der Kruste oder in der Lithosphäre vermutet werden.
Als Arbeitshypothese wird die Existenz von Boudinage-Instabilitäten
innerhalb der Kruste, die zu Undulationen von Schichtgrenzen
und damit auch lateralen Dichteänderungen führen, vorausgesetzt. Diese Undulationen
sind
in den Schwereanomalien wiederzuerkennen.
Zur Klärung der Frage nach der Ursache wurden hochauflösende Schwereanomalien
aus ERS-1 Satellitenaltimetriedaten berechnet.
Die hier berechneten hochauflösenden marinen Schwereanomalien
verifizieren die
bereits bekannten Anomalien und verbessern sie bezüglich der räumlichen Auflösung.
Sie stellen aufgrund des polnahen Umkehrpunktes von ERS-1
zusätzlich eine Erweiterung der zugänglichen Schwerekarten nach Norden von 72°N
bis 81.5°N dar.
Ein neuer Datensatz zur Korrektur von Gezeiteneffekten als auch verbesserte Satellitenbahnen
wurden verwendet, daraus resultierte eine erhöhte Genauigkeit der berechneten
Schwereanomalien.
Die Struktur des Schelfs war mit seismischen Daten bereits untersucht worden,
eine Schweremodellierung mit einem Inversionsprogramm
hat die Krustenstruktur und das prognostizierte geologische Modell des Schelfbereiches
bestätigt. Die für die Untersuchungen relevanten geologischen Strukturen sind einerseits
abwechselnd von listrischen Verwerfungsflächen separierte
Krustenblöcke und Sedimentbecken und andererseits eine undulierte Moho.
Beide Strukturen sind dominiert durch ein komplexes Extensionsspannungsfeld zur Zeit
des Übergangs von Rifting zu Spreading entstanden und
prägen die beobachteten Schwereanomalien. Die
Krustenblöcke erzeugen eine dominierende Wellenlänge von 46 km , während die
Mohoundulation eine Wellenlänge von 109 km im Schweresignal generiert.
Die Entstehung dieser Strukturen wurde mit einer dynamischen Modellierung von Extensionstektonik
untersucht.
In einer Vorstudie mit einem einfachen Modell hat sich gezeigt, daß Undulationen
entlang von Schichtgrenzen in einem geschichteten Modell unterschiedlicher Rheologie
für bestimmte Wellenlängen bevorzugt wachsen. Dies wurde auch in analytischen und
analogen Modellen beobachtet. Dieses Verhalten wird hier als Boudinage bezeichnet.
Ein Lithosphärenmodell, bestehend
aus Ober- und Unterkruste sowie der Mantellithosphäre,
wurde mit einer konstanten Verschiebungsrate gedehnt.
Die mit der Tiefe variierende Festigkeit der Schichten bildet so ein
Schichtpaket aus zwei kompetenten Schichten (Oberkruste und obere Mantellithosphäre) und
zwei weniger kompetenten duktilen Schichten (Unterkruste und untere Mantellithosphäre).
Eine dem heutigen Kenntnisstand entsprechende temperaturabhängige power law-Rheologie und
das Byerlee-Gesetz beschreiben das Materialverhalten in der Lithosphäre.
Die Schichtgrenzen wurden mit zufälligen Undulationen überlagert, diese repräsentieren
Anfangsinstabilitäten.
Die numerische Modellierung der Extension wurde
mit dem kommerziellen Finite Elemente-System SOLVIA 95.0 durchgeführt.
Nach einer Dehnung von 1% zeigen sich im Verschiebungsfeld zwei
dominierende Wellenlängen. Die erste beträgt etwa 18-65 km und ist auf die
oberen 20-30 km des Modells beschränkt, die zweite beträgt 129 km und
wird unterhalb von 20 km Tiefe beobachtet.
Die Wellenlängen entsprechen dem 3-4fachen der kompetenten Schichtmächtigkeiten
der Kruste, bzw. der Mantellithosphäre, und stehen somit im Einklang mit
analytischen Modellen.
Ein Vergleich der beiden Wellenlängen mit den im Lofoten-Vesterålen-Schelf
beobachteten Wellenlängen der Schwereanomalien (46 km, 109 km) zeigt gute Übereinstimmung.
Dies wird als Hinweis auf einen von Boudinage beeinflußten Evolutionsmechanismus
im Schelf während des Übergangs von Rifting zu Spreading vor 56 Ma gedeutet.
Die Krustenblöcke sind aufgrund der Bildung von
gleichabständigen Schwächezonen und den dort auftretenden Verwerfungsflächen in bestimmten Abständen
entstanden. Die Mohoundulation kann als Resultat von Boudinage der kompetenten
Mantellithosphäre betrachtet werden.
Alexander Braun
Institut für Meteorologie und Geophysik
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt/Main
Feldberstr. 47
D-60323 Frankfurt/Main
Germany
Tel.: +49-(0)69 798-24903
Fax: +49-(0)69 798-23280
e-mail: braun@em.uni-frankfurt.de
http://www.geophysik.uni-frankfurt.de/geodyn/a_braun/alex.zensur.html
Quasi-adiabatische thermo-mechanische Instabilitäten beim
"Necking" Prozeß einer elasto-visco-plastischen Lithosphäre
Regenauer-Lieb, Klaus (Mainz)
The finite strength of lithospheric plates is thought to be buffered by a
limiting yield stress in the uppermost mantle, which when reached can lead to
the nucleation of lithosphere scale shear zones. Simple modeling approaches use
an extrapolation of Coulomb plasticity to the high pressure and high temperature
domain and neglect thermal softening. This approach is, however, unsatisfactory
because the mechanical work is severely overestimated due to the high "brittle"
yield stress at mantle level. Here, ductile von Mises elasto-plasticity is used
and the yield criterion is temperature-dependent with a rate sensitive yield
potential. The model allows full exploration of the effects of
thermal-mechanical coupling. Under constant velocity boundary conditions, plates
are first charged elastically, but when the critical load for wholesale yielding
is reached, fast propagation of shear bands is observed (Regenauer-Lieb and Yuen, 1998). These ductile faults
assume the shape of a propagating "thermal crack". Autocatalytic
thermal-mechanical feedback can cause thermal runaway, but rate sensitivity
stabilizes these newly formed shear surfaces. For reasonable plate tectonic
velocities the time from initial loading to lithosphere scale faulting is less
than 1 Myr. The nucleation and propagation of ductile faults happens on a much
shorter time scale. Therefore these faults belong to a group of quasi-adiabatic
deformation processes, which for high plate tectonic velocities can appear as
"heat lines" in geothermal data sets. An example from the Himalayas (the
Himalayan Geothermal Belt) is discussed in Hochstein and Regenauer-Lieb (1998).
References
- Hochstein, M. P. and Regenauer-Lieb, K.: Heat generation associated with the collision of two plates: The Himalayan Geothermal Belt, J.Volc.Geotherm.Res., 83 (1-2), 75-92 (1998)
- Regenauer-Lieb, K. and Yuen, D. A.: Rapid conversion of elastic energy into plastic shear heating during incipient necking of the lithosphere, Geophys.Res.Lett., 25 (14), 2737-2740 (1998)
Klaus Regenauer-Lieb
Institute for Geosciences
Johannes Gutenberg University
D-55099 Mainz
Tel.: +49-(0)6131-395225,
e-mail: regenaue@mail.uni-mainz.de
Das Spannungsfeld der Kollisions-Subduktionszone in SO-Rumänien
Hettel, Stefan (Karlsruhe)
Die Vrancea-Region in Rumänien ist eine komplexe tektonische Zone, die von der
kontinentalen Kollision zwischen der Ost-Europäischen Platte, der Moesischen Platte
und des Ticia-Dacia-Blocks dominiert wird. Folge dieser Interaktion sind wiederholt
auftretende Erdbeben mit Magnituden bis zu Mw=7.7. Die Hypozentren der stärksten
Beben liegen zumeist zwischen 70 und 180 km Tiefe, während die in der Kruste
(bis 40 km Tiefe) auftretenden Beben deutlich kleinere Magnituden aufweisen.
Zwischen 40 und 70 km Tiefe liegt ein sogenanntes 'Seismisches Gap', in dem nahezu
keine rezente Seismizität registriert wird. Diese Beobachtungen sowie Daten der
seismischen Tomographie lassen darauf schließen, daß es sich bei der Vrancea-Zone
um eine alte Subduktionszone handelt, deren subduzierter Slab noch bis in Tiefen
von ca. 200 km hinabreicht.
Gegenstand der vorliegenden Untersuchung ist es, das Spannungsfeld dieser
Subduktionszone genauer zu untersuchen sowie eine geodynamische Modellvorstellung
zu entwickeln, die den heute vorliegenden Zustand erklären könnte.
Die der Spannungsanalyse zugrundeliegenden Daten bestehen im wesentlichen aus
Herdflächenlösungen von Erdbeben sowie Bohrlochbreakout-Messungen in den dort
vorhandenen Bohrungen. Das krustale Spannungsfeld wird stark von den
oberflächennahen Störungszonen geprägt. Betrachtungen von geglätteten
Spannungsorientierungen zeigen jedoch, daß auch der nach unten ziehende Slab einen
nicht zu vernachlässigenden Einfluß auf das krustale Spannungsfeld hat. Ein
eindeutiges tektonisches Regime kann in der Kruste jedoch nicht abgeleitet werden.
Die Analyse der mitteltiefen Beben zeigt in dem Tiefenbereich unterhalb 70 km ein
klares 'thrust-faulting'-Regime, so wie es für einen Slab auch zu erwarten ist.
Das Hauptproblem bei der geodynamischen Modellvorstellung besteht darin, die
Oberflächenstrukturen (Sutur, Akkretionskeil, Vortiefe) mit den Daten aus größerer
Tiefe (Erdbeben, Tomographie, Vulkanismus) in Einklang zu bringen. Die an der
Oberfläche sichtbare W-E-Abfolge Sutur-Akkretionskeil-Vortiefe läßt eine
Subduktionszone unter der miozänen Sutur vermuten. Orientiert man sich jedoch an den
Erdbeben, den Vulkaniten und den Ergebnissen der seismischen Tomographie, so müßte
sich die Subduktionszone weiter im Osten unter der Vortiefe befinden. Das hierzu am
besten passende Erklärungsmodell beruht auf Arbeiten von Girbacea (1997). Hierbei
wird von einer Subduktion ausgegangen, die unter der miozänen Sutur stattfand. Im
Anschluß an die kontinentale Kollision erfolgte eine Delamination der unteren
Lithosphäre, so daß sich die subduzierte Lithosphäre nun in einer weiter östlich
gelegenen Position befindet. Dieses Modell erklärt die meisten der bekannten
Daten in einem schlüssigen Konzept. Jedoch bleiben auch hier Fragen offen, z.B.
weshalb eine Delamination erfolgte und nicht ein komplettes Abbrechen des
subduzierten Slabs.
Literatur
- Girbacea, R.: The Pliocene to Recent tectonic evolution of the Eastern Carpathians (Romania). Tübinger Geowiss. Arbeiten, A35 (1997)
Stefan Hettel
Universität Karlsruhe
Geophysikalisches Institut
Hertzstr. 16, D-76187 Karlruhe, Germany
Tel.: +49-(0)721 608-4610
Fax: +49-(0)721 71173
e-mail: shettel@gpiwap1.physik.uni-karlsruhe.de
http://www-sfb461.physik.uni-karlsruhe.de/pub/B2/
Eindimensionale thermisch-geodynamische Modellierung der variscischen
Orogenese für das Erzgebirge
Jacoby, W.R., E. Sebazungu und J. Arnold (Mainz)
The tectonic and thermal evolution of the crust cannot be understood
exclusively by present day thermal data and models. Deeply eroded crust
gives important complementary information on the thermal evolution of past
orogenies bearing on present ones. Data on mineral parageneses from the
Erzgebirge in eastern Germany are the basis for 1-D and 2-D thermal and
dynamic modelling in an attempt to fit PTt-paths and other geological
observations. The 1-D code used solves the conduction problem, advection is
introduced by stepwise moving parts of the model column. Different crust and
mantle materials are incorporated.
The special situation studied is a HT-HP (1250 K, 18 kbar) eclogite gneiss
sandwiched between MT-MP (750 K, 10 kbar) units. Within a few million years
these units converged to about 850 K, 6 kbar and in less than 10 Myr they
ascended together and cooled to 650 K and 2 to 3 kbar. The modelling reveals
the following:
While the middle HT-HP unit was thrust upon the subjacent MT-MP unit and was
thinned, the overlying MT-MP unit was also sheared or stretched as it
ascended. Correspondingly the middle unit cooled rapidly and simultaneously
heated the adjacent units. The whole process must have involved thrusting and crustal
stacking by plate convergence on the one hand and simultaneous extension and
normal faulting of the upper crustal rocks, i.e. orogenic collapse. The
maximum depths that the HT-HP crustal rocks experienced was about 70 km
suggesting a Himalaya type mountain range. The process described seems to
have taken no more than 10 - 15 Myr. This is a case that demonstrates that
the thermal evolution of the crust can be understood better by considering
the dynamic evolution including heat advection.
Wolf R. Jacoby
Institut für Geowissenschaften
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Jacoby, GEO - UNI, D-55099 Mainz, Germany
Tel.: +49-(0)6131-393223
Fax: +49-(0)6131-394769
e-mail: jacoby@goofy.zdv.Uni-Mainz.de
http://www.uni-mainz.de/FB/Geo/Geologie/Geophysik/Team/wolf.html
Lineamentanalyse, Lithosphärenflexur und 3D-Schweremodellierung
der Alba Patera Region - Mars
Heller, Daniel (Mainz/Frankfurt) und P.Janle (Kiel)
Die Diplomarbeit hat das Ziel, geophysikalische Untersuchungen der Alba Patera-Region auf dem Mars durchzuführen. Alba Patera ist eine vulkanische Struktur
mit einem Durchmesser von ca. 1000 km und einer relativen Höhe von 3-5 km zur Umgebung.
Zur Bearbeitung stehen die optischen, topographischen und gravimetrischen Daten der
Viking Orbiter-Mission zur Verfügung.
Die geomorphologischen Untersuchungen zeigen, daß Alba Patera aus vielen Schichten
pyroklastischer Aschestromablagerungen und basaltischen Lavaflüssen aufgebaut ist.
Der Vulkan besitzt ein hohes Alter und war während einer langen Zeitperiode vulkanisch
und tektonisch aktiv (3.3-0.6 109 Jahre vor der Gegenwart).
Alba Patera ist von einem komplexen Grabensystem umgeben. Um eine Analyse der Gräben
vorzunehmen, werden die Gräben kartiert und einzelnen Lineamentfamilien zugeordnet.
Die Gräben Ceraunius Fossae und ein Teil von Tantalus Fossae verlaufen radial in
Nord-Süd-Richtung. Regionale Spannungsberechnungen anderer Arbeiten zeigen, daß
diese Gräben bei der Bildung der zentralen Tharsisaufwölbung entstanden sind.
Die Gräben Alba Fossae und ein später entwickelter Teil von Tantalus Fossae
verlaufen konzentrisch um Alba Patera, wobei dieser Grabenring einen Radius von ca.
300 km besitzt.
Flexurberechnungen nach dem Ansatz der Deformation dünner Platten zeigen, daß
dieser Grabenring durch die Auflast des Vulkans entstanden ist. Aus den
Flexurberechnungen kann weiterhin die Dicke der elastischen Lithosphäre auf 50 km
zum Zeitpunkt der Grabenentstehung abgeschätzt werden. Das Maximum der Flexur der
Lithosphärenplatte unter dem Vulkan beträgt 25 km. Die Dicke der elastischen
Lithosphäre der Tharsis-Region bei der Entstehung der Schildvulkane Arsia, Pavonis
und Ascraeus Montes liegt eher bei 150 km. Alba Patera, Olympus Mons und die
Tharsisschildvulkane besitzen alle positive Schwereanomalien zwischen +370 und +1200
mGal.
Dreidimensionale Schweremodellierungen unterstützen zwei unterschiedliche Modelle:
- Alba Patera ist nach der Vening Meinesz-Isostasie bei einer mittleren Krustendicke
von 60-100 km isostatisch ausgeglichen. Die Krustenwurzel wird aus der Flexurberechnung
auf ca. 12-20 km bestimmt.
- Alba Patera ist nach der Airy-Isostasie nur teilweise (65%) kompensiert,
die mittlere Krustendicke beträgt 65 km. Die Tiefe der Krustenwurzeln ist in
diesem Modell maximal 20-25 km.
Ein Plumekörper mit einer thermischen Dichteanomalie von -0.02 g/cm3 kann nicht
hinreichend nachgewiesen werden. Die Ergebnisse der Schweremodellierungen stimmen mit
den Ergebnissen der Flexurberechnungen überein.
Die Arbeit schließt ab mit einem Evolutionsmodell der Alba Patera-Region, das mit dem
vulkanischen Evolutionsmodell von Mouginis-Mark et al. (1988) konsistent ist und gibt
einen kurzen Ausblick auf die amerikanischen Missionen Mars Pathfinder und Mars
Global Surveyor.
Literatur
-
Mouginis-Mark, P.J., Wilson, L., Zimbelman, J.R.: Polygenic eruptions on Alba
Patera, Mars, Bull. Volcanol. 50, S. 361-379 (1988)
Daniel Heller
Institut für Geowissenschaften, Abt. f. Geophysik
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Becherweg 21, 55099 Mainz, Germany
Tel.: +49-(0)6131-395225
Fax: +49-(0)6131-394769
e-mail: heller@geophysik.uni-frankfurt.de
http://www.geophysik.uni-frankfurt.de/~heller/
Wechselwirkung zwischen Lithosphäre und Asthenosphäre bei
Kontinent-Kontinent Kollision
Arnold, Jochen (Mainz)
This project is concerned with the lithospheric evolution in
Central Europe during the Variscan orogeny. A general
characteristic in several parts of the orogen is the rapid uplift
of material from deep crustal areas to the surface. Our aim is
to understand the principal features of these processes by
modelling physically relevant aspects in relation to the situation
in the Saxothuringicum and the Moldanubicum. Important tectonic
aspects are:
-
tectonic inversion of stress from compression to
extension
-
high temperatures in upper lithospheric levels after the
orogenic peak
-
exhumation and sedimentation within the orogen at
the same time
As a hypothesis for the geodynamic evolution we consider
a scenario of a delaminating lithosphere within a compressive
continental area. The rheological characteristics of the lower
crust seem to play a key role in these processes:
-
On mantle scale it decouples crustal and mantle regime mechanically,
e.g. it triggers delamination of mantle-lithosphere in compressional
orogenic settings.
-
On lithospheric scale crustal
deformation as relaxation of topography and uplift of lower
crustal units in extensional settings is dominated by its
mechanical features.
That is why we are testing several approaches for crustal rheology
(quasi-brittle, quasi-plastic, thermal activated power-law rheology).
The mantle is defined thermally, especially density and viscosity,
which is also stress-dependent (n=3.5). The existence of a weak
zone in the middle of the model helps us to define two mechanically
decoupled plates. The initial thermal stress is continental.
Subduction is initiated by a kinematic boundary condition.
A starting model covers lithospheric thickening by a fixed rate
of convergence until instability due to negative buoyancy of
the dense lithospheric mantle is reached, while in response
model dynamic self-consistent evolution of the instability is
observed. With this approach, a better understanding of the
geodynamic processes should answer the following questions:
-
In how far do the driving velocities influence the growth of the gravitational instability?
-
Which crustal rheologies and thickness lead to the required lithospheric thickness
at the peak of the orogenic process?
-
What thermal and mechanical consequences would a pre-collisional oceanic subduction effect?
Jochen Arnold
Institut für Geowissenschaften, Abt. f. Geophysik
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Becherweg 21, 55099 Mainz, Germany
Tel.: +49-(06131)-395225
Fax: +49-(0)6131-394769
e-mail: arnold@goofy.zdv.Uni-Mainz.de
http://www.uni-mainz.de/FB/Geo/Geologie/Geophysik/Team/jochen.html
Systematische Erstellung einer Datenbasis von Subduktionsparametern
Tetzlaff, Manuela (Frankfurt)
Der Einfluß des Olivin-Spinell-Phasenübergangs auf die Subduktion ozeanischer
Lithosphäre und die Natur von Tiefbeben soll untersucht werden. Das Auftreten
von Beben im Tiefenbereich zwischen 410-700 km korreliert mit verschiedenen Parametern
wie z.B. Subduktionsalter und Subduktionsgeschwindigkeit. Darüberhinaus wird ein
Zusammenhang zwischen dem metastabilen Olivin, der sich im kalten Bereich einer schnell
abtauchenden alten Lithosphäre ausbildet, und dem Auftreten von Tiefbeben vermutet;
experimentelle Befunde deuten auf eine kinetisch verzögerte Phasenumwandlung von
Olivin zu Spinell hin. Dieser Zusammenhang soll zum einen durch eine Analyse von
Beobachtungsdaten und Subduktionsparametern quantifiziert werden und zum anderen durch
eine dynamisch und phasenübergangs-kinetisch konsistente numerische Modellierung
auf eine physikalische Basis gestellt werden.
Im Rahmen der Analyse von Beobachtungsdaten wird eine umfassende Datenbank erstellt.
Darin werden sämtliche Subduktionszonen in äquidistante Segmente unterteilt,
jedes einzelne soll durch möglichst viele Parameter - wie z.B. Alter der
Lithosphäre, Konvergenzgeschwindigkeit, Abtauchwinkel der Benioffzonen,
3D-Tiefenverteilung der Beben, seismische Energieverteilung,
Herdflächenlösungen - beschrieben werden. Unter anderem wurden dabei
Korrelationen zwischen dem thermischen Parameter - dem Produkt aus vertikaler
Abtauchrate und Alter der Lithosphäre - und der Tiefenverteilung der Beben an
einzelnen Subduktionszonen festgestellt; tiefe Beben treten erst ab einem bestimmten
Grenzwert des thermischen Parameters auf.
Mit dieser umfassenden Datenbank können durch Vergleich mit den sich aus der
Modellierung der Subduktion ozeanischer Lithosphäre ergebenen Zonen metastabilen
Olivins resultierenden Ergebnissen Aussagen über mögliche Verteilungen und
die Natur von Tiefbeben getroffen werden.
Manuela Tetzlaff
Institut für Meteorologie und Geophysik
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt/Main
Feldberstr. 47, D-60323 Frankfurt/Main
Tel.: +49-(0)69 798-24925
Fax: +49-(0)69 798-23280
e-mail: tetzlaff@geophysik.uni-frankfurt.de
Berechnung des Lithosphärenalters an der Subduktionszone
Steinberger, Bernhard (Frankfurt)
Für einen Vergleich der Dichteanomalien im unteren Erdmantel, wie
sie aufgrund der Subduktionsgeschichte berechnet werden, mit
tomographischen Modellen, sowie einen Vergleich von beobachtetem und
berechnetem Geoid, ist es erforderlich, die Massenanomalie subduzierter
slabs zu kennen. Diese hängt jedoch vom Lithosphärenalter zur
Zeit der Subduktion ab. Dieses Alter wird aufgrund zeitabhängiger
Modelle der Geometrie und Bewegungen von Lithosphärenplatten
für die letzten 120-130 Ma berechnet. Da diese Modelle v.a.
aufgrund der Altersverteilung des Ozeanbodens, wie sie sich aus
magnetischen Anomalien ergibt, erstellt wurden, sollte idealerweise
für den gegenwärtigen Zeitpunkt die berechnete mit der direkt
bestimmten Altersverteilung übereinstimmen. Der Vergleich ergibt,
daß dies für den Atlantischen und Indischen Ozean noch recht
gut der Fall ist, daß sich aber für den Pazifik, um den herum
die meiste Subduktion geschah, insbesondere für mesozoische Alter
größere Diskrepanzen ergeben.
Die Berechnungen ergeben für die Subduktion unter Amerika im
allgemeinen jüngere Alter als im westpazifischen Raum. In den
zugrundegelegten Modellen waren die Spreading-Rücken im Pazifik
jedoch im allgemeinen desto weiter im Westen, deshalb wird im
allgemeinen das berechnete Alter im westlichen Pazifik desto kleiner,
unter Amerika desto größer, je weiter man in die
Vergangenheit zurückgeht. Der Anteil der Subduktionszonen, an denen
mit dieser Methode kein Alter bestimmt werden kann, nimmt ebenfalls mit
zunehmendem Abstand zur Gegenwart zu.
Die Genauigkeit der Methode reicht aus für den hier verfolgten
Zweck, da andere Unsicherheiten der Modellierung, z.B. die angenommene
Mantelviskosität wesentlich größer sind. Für andere
Anwendungen (z.B. Berechnung des Lithosphärenalters in Gebieten, in
denen keine direkten Meßdaten vorliegen) wäre ein genaueres
Modell der Plattenbewegungen und -geometrie erforderlich (insbesondere
im Pazifik und im Mesozoikum).
Bernhard Steinberger
Institut für Meteorologie und Geophysik
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt/Main
Feldberstr. 47, D-60323 Frankfurt/Main
Tel.: +49-(0)69 798-24925
Fax: +49-(0)69 798-23280
e-mail: steinber@geophysik.uni-frankfurt.de
http://www.geophysik.uni-frankfurt.de/~steinber/
Ausbildung von Subduktionszonen und Slabs im oberen
Erdmantel: Vergleich zwischen numerischen und Analog-Experimenten
Becker, Thorsten W. (Harvard), C. Faccenna (Rom) und R. J. O'Connell (Harvard)
We perform numerical and laboratory experiments to
model the formation and evolution of the subduction
of oceanic lithosphere in the upper mantle underneath an
upper resistant plate.
In the numerical experiments, we use the finite element code ConMan
with a purely Newtonian viscous material. In the laboratory experiments,
we use a stratified lithospheric rheological
profile with sand representing the brittle behavior of
the upper crust, silicone putty modeling the
viscous behavior of the lower crust and mantle lithosphere,
and glucose syrup simulating the asthenosphere.
We tested varying the velocity of convergence, the density contrast and the
viscosity contrast between the oceanic plate and the
upper mantle, and slab anchoring at depth.
The style of subduction is similar in the two model
approaches. Slabs nucleate in the form of an instability,
first growing at a low rate and then sinking into the
mantle obtaining the form of a slab, exponentially
increasing their velocity and their dip in the span
of tens of Myr before reaching the 670 km discontinuity.
The negative buoyancy of the oceanic plate represents the
main acting force in the system, as expected, whereas the
viscous bending of the oceanic plate at the subduction zone
represents the major resisting one. The competition between
these two forces is a major control on the style of
subduction in the upper mantle, the trench
migration and the state of stress in the upper plate.
The important non-dimensional quantity that lets us characterize
different subduction scenarios is the buoyancy number F.
Thorsten W. Becker
Department of Earth and Planetary Sciences
Harvard University
20 Oxford Street, Cambridge MA 02138, USA
Tel.: +1-(617) 4958986
Fax: +1-(617) 4958839
e-mail: becker@eps.harvard.edu
http://www.seismology.harvard.edu/~becker/
Criticality of subducting slabs
Riedel, Michael (Potsdam), S. Karato and D. A. Yuen (Minneapolis)
The bending strength of subducted oceanic lithosphere is an important parameter
to control the style of global mantle convection. Slab rheology is likely to
change strongly across its thickness and with depth due to large variations in
temperature and mineralogy. Furthermore, non-equilibrium effects related to
mineral transformations like latent heat release and kinetic grain-size
reduction as well as the effects of persisting metastable phases may result
in very complex patterns of slab rheology.
In order to account for these nonlinear feed-back mechanisms and to resolve
the resulting multiscale features, any describing model requires locally
extremely high spatial resolutions of 100 meters or finer.
Here, we introduce a generalized formalism to calculate the stress-strain
relationship in a bended, highly inhomogeneous medium on the basis of a
momentum balance equation combined with viscous resp. elastic constitutive
creep laws. This approach avoids the difficulties connected with the solution
of the partial differential equations of a continuum mechanical slab model.
For this purpose, we map the slab structure into a cellular automaton model and
calculate the stress-strain depth-dependence for each layer across the slab
taking into account the temperature-, grain-size- and stress-dependent creep
mechanisms of the dominant mineral phases.
This model is applied to the calculation of the bending strength of slabs in
the mantle transition zone, including the available experimental data on
olivine/spinel creep. It is shown that, mainly due to the strong temperature
dependence of spinel grain-size, the slab resistance against deformation
between 400 and 660 km depth increases anomalously with temperature.
More generally, we calculate the bending strength of slabs in a 2-D parameter
space consisting of the subduction velocity (thermal parameter) and the
external bending moment (M). With increasing M, the overall stress level in the
inner part of the slab increases dramatically and reaches significant
percentages of the Peierl's limit of the respective minerals. This behaviour is
accompanied by an increasing dominance of stress dependent creep mechanisms and
hence by a substantial weakening of the slab. We find, that this dependence of
slab rheology on bending moment is similar to a critical behaviour, e.g. close
to a bending moment of about 1023 Nm, the amount of viscous heating E varies
according to a power law of of the form E ~ Mn with n~8.
Slab bending at these high stress levels is quite easy to accomplish
at the geologic time scale, since the effective viscosity of the slab drops
down to values as low as of the ambient mantle (1022 Pa s).
Michael R. Riedel
GeoForschungsZentrum Potsdam
Projectgroup Thermodynamics
Telegrafenberg C7
D-14473 Potsdam, FR Germany
Tel.: +(49)-(0)331 288-2801
Fax: +(49)-(0)331 288-2818
e-mail: miker@gfz-potsdam.de
Plume-Lithosphären-Wechselwirkung unter Mittelozeanischen Rücken
Albers, Michael und Ulrich R. Christensen (Göttingen)
Zahlreiche Beobachtungen deuten darauf hin, daß Mantelplumes mit
Mittelozeanischen Rücken wechselwirken. Das bekannteste Beispiel
ist der Island-Plume. Schweredaten des Nordatlantik zeigen eine
positive Schwereanomalie entlang des Reykjanes-Rückens südwestlich
von Island, die häufig durch eine Strömung von Plumematerial entlang
des Rückens erklärt wird. Dieser Erklärungsansatz wird geochemisch
gestützt, indem anomales Plumematerial auch im Bereich des Reykjanes-Rückens gefunden wird.
Bisherige fluiddynamische Untersuchungen zur Wechselwirkung von
Mantelplumes mit Mittelozeanischen Rücken haben allerdings keine
Hinweise auf eine Kanalisierung von Plumematerial entlang des Rückens
geliefert, so daß ein breiter Plume mit geringer Temperaturanomalie
für Island bevorzugt wurde. Seismologische Untersuchungen dagegen
weisen eher auf eine schmale Plumestruktur hin.
Bisherige Untersuchungen waren immer dadurch eingeschränkt, daß sie
nur einen relativ geringen Viskositätskontrast zwischen Plumematerial
und Lithosphäre zugelassen haben. Wir haben deshalb mit realistischeren
Parametern für die Viskosität genauer untersucht, ob und unter welchen
Umständen ein Kanalisierungseffekt mit deutlicher Strömung entlang des
Rückens auftreten kann.
Erste Ergebnisse zeigen, daß ein signifikanter Massentransport von
Plumematerial entlang des Rückens möglich ist, wenn zwei Bedingungen
erfüllt sind: 1.) geringe Spreading-Geschwindigkeit am Rücken und
2.) extrem niedrigviskoses Plumematerial. Damit könnten diese Untersuchungen
erste Ansätze zur Erklärung der Beobachtungen im Nordatlantik mit der
Annahme eines relativ schmalen Island-Plumes liefern.
Zur Berechnung benutzen wir ein auf einem Mehrgitterverfahren basierendes
Finite-Volumen-Verfahren. Vergleichsrechnungen mit unterschiedlichen
numerischen Verfahren zeigen, daß dieses Verfahren auch bei hohen
Viskositätsvariationen sehr genaue Ergebnisse liefert. Dagegen werden
spektrale Verfahren ungenau, so daß sie für derartige Berechnungen nicht
geeignet scheinen.
Michael Albers
Institut für Geophysik
Georg-August-Universität Göttingen
Herzberger Landstr. 180
37075 Göttingen, Germany
Tel.: +(49)-(0)551-397465
Fax: +(49)-(0)551-397459
e-mail: mab@geo.physik.uni-goettingen.de
http://www.uni-geophys.gwdg.de/~mab/Welcome.html
Partial melting and melt segregation in a plume
Schmeling, Harro (Frankfurt)
Various causes for mantle melting (decompression, heating or release of
water) combined with current estimates of upper mantle temperatures and
the state of stress in the lithosphere suggest that in many regions the
asthenosphere might be partially molten, but melts may not always be
able to rise to the surface. The governing equations describing melting,
melt segregation, compaction and depletion in a deforming medium are
discussed with emphasis on the physical processes involved. To combine
these processes with a convecting upper mantle flow, a "Compaction
Boussinesq Approximation" (CBA) is introduced and tested with known
solutions. Driving forces include thermal, melt, depletion and
enrichment buoyancy. The bulk viscosity and its dependence on porosity
has a significant slowing down effect on the melt flow even for
distances large compared to the compaction length. 1-D and 2-D solitary
porosity waves are discussed with particular emphasis on a variable bulk
viscosity, compaction, and dilatation of the matrix. Variable bulk
viscosity narrows solitary porosity waves. Melting, segregation and
solidification processes are studied in a self-consistent model of a
variable viscosity plume head arriving at the base of the lithosphere.
It is shown that melt buoyancy dominates segregation velocities.
However, a variable bulk viscosity may still have some influence on the
segregation velocities, while dynamic pressures may be neglected. In a
sublithospheric model of a plume head segregation velocities at 100 to
150 km depth are relatively small, and no focussing effect towards the
plume axis is observed.
Harro Schmeling
Institut für Meteorologie und Geophysik
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt
Feldbergstraße 47, D-60323 Frankfurt am Main, Germany
Tel.: +49-(0)69 798-23335
Fax: +49-(0)69 798-23280
e-mail: schmeling@geophysik.uni-frankfurt.de
http://www.geophysik.uni-frankfurt.de/~schmelin
Plume-Lithosphären-Wechselwirkung bei Hawaii unter
Einbeziehung der Schmelzbildung
Cserepes, Lászlo (Budapest), U.R. Christensen (Göttingen) und N. Ribe (Yale)
A three-dimensional variable-viscosity convection model
is used to study the thermal and dynamical structure of the
Hawaiian plume as well as the related geoid and topography
anomalies of the corresponding oceanic swell. In particular,
we compare the geoid-to-topography ratio GTR with observations.
The convection model yields a stationary plume below the
drifting oceanic lithosphere.
We calculate the melting rate in the plume head and assume that
all melt migrates to the surface where it builds a volcanic edifice,
equivalent of the Hawaiian island chain. Viscous stresses from below,
elastic deformation of the lithosphere and (optionally) the presence
and loading effects of the
volcanic material deposited on the ocean floor are
included in the calculation of surface topography and the
corresponding geoid.
The derivation of the GTR from the model follows two
different ways used in the literature for processing real data
from oceanic swells. In
the first method we use bandpass filters to retain the
wavelength domain 400-4000 km as most characteristic of the
swell topography and geoid. The slope of the regression
line fitted to a geoid versus topography crossplot gives
a measure of the GTR. In the second method we fit
Gaussians to selected topography and geoid profiles across
the model swell, and the GTR is calculated as the ratio
of the respective amplitudes.
The first method yields 4.7 m/km for the GTR, while the
second one gives 5.6-7.2 m/km when the effects of the
volcanic surface loading are included in the model.
Ignoring these effects leads to 8-10 m/km in both
processing methods. The observed GTR for the Hawaiian
swell has been reported to lie between 4 and 5 m/km.
The results suggest that residual effects from the volcanic
structures bias significantly the GTRs derived for oceanic
hotspot swells. The plume model can explain the GTR
of the Hawaiian swell without the need to invoke strong
lithospheric erosion.
Ulrich R. Christensen
Institut für Geophysik
Georg-August-Universität Göttingen
Herzberger Landstr. 180
37075 Göttingen, Germany
Tel.: +49-(0)551-397451
Fax: +49-(0)551-397459
e-mail: urc@carl-f.uni-geophys.gwdg.de
http://www.uni-geophys.gwdg.de/~urc/Welcome.html
Wechselwirkung von Mantelplumes mit den Phasengrenzen im oberen
Erdmantel
Marquart, Gabriele und H. Schmeling (Mainz/Frankfurt)
The spinel-perovskite phase boundary in the earth mantle at
about 660 km depth is a prominent barrier for mantle convection.
This is due to the negative Clapeyron slope of the phase
equilibrium curve which means an elevation of the
phase boundary above hot upwellings causing negative chemical
buoyancy forces. These forces arise from relatively denser perovskite
material at spinel level. We have investigated the conditions for rising
plumes (which we simply modeled as 3-D spheres or 2-D cylinders)
to penetrate the spinel-perovskite phase boundary or to stick
and spread below it.
A simple calculation balancing the positive thermal
and the negative chemical buoyancy shows that the problem can
be parametrized by two parameters: the buoyancy parameter, relating
thermal to chemical buoyancy, and the deflection parameter,
relating the elevation of the phase boundary to the plume head radius.
For a slope of the Clapeyron curve of 83.5 m/K as known from laboratory studies,
a general result is that plumes with an excess temperature between
50 K and 1000 K will stick at the top of the lower mantle if their
radii are less than about 100 km (otherwise they penetrate as a whole.)
Numerical experiments which include the effects of latent heat, the olivine-spinel phase boundary at 410 km depth and temperature and/or phase
dependent viscosity confirm these findings. While the style of plume
penetration or spreading at the top of the lower mantle strongly
depends on the viscosity, the conditions for penetration do not.
Only very hot plumes with an excess temperature of more than 500 K
may stick in a first stage at the phase boundary but may partly penetrate in
a later stage due to upwelling flow in the upper mantle. While for
sticking and spreading plumes with small excess temperatures
a mechanical coupling to
the flow in the upper mantle is observed producing a downwelling above
the plume center, for hot plumes heat diffusion across the phase
boundary together with small amounts of latent heat may start
an upwelling flow which leads to penetration of small amounts of plume
material.
Gabriele Marquart
Institut für Meteorologie und Geophysik
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt
Feldbergstraße 47, D-60323 Frankfurt am Main, Germany
Tel.: +49-(0)69 798-24904
Fax: +49-(0)69 798-23280
e-mail: marquart@geophysik.uni-frankfurt.de
http://www.geophysik.uni-frankfurt.de/~marquart
Thermische Randbedingungen für das Überleben von Blobs primitiver
geochemischer Zusammensetzung im unteren Erdmantel
Becker, Thorsten W., James B. Kellogg und Richard J. O'Connell (Harvard)
Geochemical models have frequently divided the mantle into depleted upper and
undepleted lower mantle reservoirs and usually indicate
a layered style of convection. This is difficult to reconcile
with seismological and geodynamical evidence for substantial mass flux
between lower and upper mantle. Various models have been proposed
to jointly interpret the evidence. Davies (1986) suggested that
lumps of primitive material may exist in the lower
mantle representing reservoirs for undepleted basalts.
Calculations by Manga (1996) showed that high viscosity blobs
could persist in a convective cell for geologically long times
without being substantially deformed and
mixed with the surrounding flow. We investigate a
"lower mantle blob model" of convection based on these ideas and
consider dynamical, thermal, geochemical and rheological
consequences.
The radiogenic heat production in the primitive blobs would lead to
higher temperatures. However, these would be modest (DT < 300K) for
sufficiently small blobs (radius < 800 km). The resulting thermal
buoyancy can be offset by a modest intrinsic density excess (<1%)
so that blob material is hidden from the ridges but sampled by rising
plumes. Blobs would have to fill 30% to 65% of the mantle,
and be surrounded by depleted material of lower viscosity that would
convectively transport heat to the surface. The thermal decrease
in blob viscosity would be about one order of magnitude and
constrained to the interior so that the hard shell can be expected to control
the dynamical mixing behavior. On average, the viscosity of
the lower mantle would be increased by the presence of the blobs; if
they were 100 times more viscous than the surrounding mantle the net
effect would be to increase the effective viscosity
approximately 5-fold.
The origin of the proposed blobs is an unresolved problem. We conjecture
that perovskite/magnesiowüstite ratio variations could be the reason, which
would yield an intrinsic density contrast as well.
Blob geometries are at the current resolution limit of global
tomographic models, and the way temperature and composition
effect seismic wave speeds tends to blur the signal.
However, blobs could ultimately be detected by comparing
P- and S-residuals individually
since the dependence of the elastic moduli on temperature and
chemistry has been proposed to be different for each case.
Our model does not violate the constraints we have considered, and may be a
reasonable explanation for the geochemical observations.
References
- Davies, G. F.: Mantle convection under simulated plates: effects of heating modes and ridge and trench migration, and implications for the core-mantle boundary, bathymetry, the geoid and Benioff zones, Geophys.J.R.Astr.Soc. 84, pp. 153--183 (1986)
- Manga, M.: Mixing of heterogeneities in the mantle: effect of viscosity differences, Geophys.Res.Lett. 23, pp. 403--406 (1996)
Thorsten W. Becker
Department of Earth and Planetary Sciences
Harvard University
20 Oxford Street, Cambridge MA 02138, USA
Tel.: +1-(617) 4958986
Fax: +1-(617) 4958839
e-mail: becker@eps.harvard.edu
http://www.seismology.harvard.edu/~becker/
Geochemische Mantelreservoire und Konvektion
Walzer, Uwe und Roland Hendel (Jena)
Die thermische Evolution der Erde wird mit einem 2D-FD-Boussinesq-Modell untersucht, wobei die radiogenen Wärmequellen nur anfänglich in einem primordialen Silikatmantel homogen verteilt sind. Die chemische Differentiation, die zur Bildung der ozeanischen Plateaus und der kontinentalen Flutbasalte führt, wird in vereinfachter Form in das System eingebaut. Auf diese Weise werden die thermische und die chemische Evolution des Mantels und der Kruste gleichzeitig durch die numerische Lösung eines gekoppelten Differentialgleichungssystems modelliert. Im Gegensatz zu dem bereits veröffentlichten Modell K1 wird keine Zweischichtkonvektion erzwungen, sondern in 410 und 660 km Tiefe werden die Phasengrenzen mit üblichen Werten für die Clapeyron-Neigung, den Dichtesprung usw. eingeführt, was zusätzlich zu der üblichen Rayleigh-Zahl Rq für Heizung von innen und unten auf Wärmequellen bzw. -senken an den erwähnten Diskontinuitäten führt. Die Viskosität wird als Funktion des Temperaturfeldes und des Druckes behandelt. Wenn in der Asthenosphäre die Viskosität in einem Teilbereich unter einen Grenzwert fällt, findet chemische Segregation statt. Es bleibt ein verarmter Mantelbereich zurück, während oben ozeanische Plateaus entstehen, die an inkompatiblen Elementen angereichert sind. Die dadurch erzeugte inhomogene Wärmequellverteilung bewirkt einen ersten Rückkopplungsmechanismus. Durch weitere Segregation und Akkretion entsteht aus den ozeanischen Plateaus ein wachsender Kontinent, der eine etwas andere thermische Randbedingung für die Mantelkonvektion als der Ozeanboden erzeugt. Diese Eigenschaft und die laterale Beweglichkeit des Kontinents verursachen einen zweiten Rückkopplungsmechanismus. Außerdem wird in dieser Weise das Volumenwachstum des Kontinents in stark vereinfachter Weise modelliert. Die erwähnten zwei Mechanismen erzeugen ein Auf und Ab in der Aktivität der konvektiven Bewegung, das nur innerhalb kleinerer Parameterbereiche über der Zeitachse stabil bleibt. Für sehr große Bereiche von Rq bleibt dagegen folgendes Ergebnis stabil: Nach anfangs recht komplizierter Durchmischung entsteht spätestens im Phanerozoikum eine obere, im wesentlichen verarmte Mantelhälfte, die unter den oberen Mantel hinabreicht, sowie eine im wesentlichen reichere untere Mantelhälfte. Es gibt dazwischen keine scharfe Trennfläche. Der Mechanismus läßt sich im wesentlichen so skizzieren: Die heißeren aufsteigenden Diapire aus dem unteren Mantel durchschlagen die Phasengrenzen und bringen so neues, an inkompatiblen Elementen noch nicht verarmtes Material in die Asthenosphäre. Letztere ist die einzige Schicht, in der die chemische Differentation, die zu Ozeanplateaus führt, stattfindet. So wird die Asthenosphäre bald fast ganz mit verarmtem Material erfüllt, welches dann, wegen der nicht abreißenden Zufuhr aus dem unteren Mantel, auch in die Übergangsschicht und in die oberen Teile des unteren Mantels fließt. Für gängige Rayleighzahlen erhalten wir eine verarmte obere Mantelhälfte.
Uwe Walzer
Institut für Geowissenschaften
Friedrich-Schiller-Universität
Burgweg 11 07749 Jena, Germany
Tel.: +49-(0)3641-948680
Fax: +49-(0)3641-948662
e-mail: walzer@geo.uni-jena.de
http://www.uni-jena.de/chemie/geowiss/geodyn/erg.html
Thermische Evolution und Magnetfeld von Merkur - Auswirkung des Anfangszustandes und verschiedener Viskositätsgesetze im Mantel
Conzelmann, Vera und Tilman Spohn (Münster)
Merkur ist der am wenigsten bekannte terrestrische Planet unseres Sonnensystems. Er hat eine außergewöhnliche innere Struktur, da der Eisenkern etwa 60 % der Masse ausmacht. Der silikatische Mantel bildet eine dünne Hülle um den Kern. Während der Mariner 10-Mission wurde ein Magnetfeld gemessen, dessen Charakteristik am besten erklärt werden kann, wenn es in Merkurs flüssigem Kern erzeugt wird.
In einem achsensymmetrischen Konvektionsmodell werden zunächst verschiedene Viskositätsgesetze mit konstanter, radial temperaturabhängiger und radial temperatur- und druckabhängiger Viskosität angewandt, wobei der mögliche Parameterraum der Viskosität für einen planetaren Mantel von relativ steifem bis zu weichem Mantelmaterial variiert wird. Dabei wird gemischte Heizung verwendet, die Wärmequelldichte ist an die Mineralogie von Merkur angepaßt. Alle weiteren Parameter werden als konstant angenommen und beschreiben einen Zustand, den Merkur vermutlich nach der Akkretion und Differentiation in Kern und Mantel innehatte.
Die Ergebnisse unterscheiden sich für verschiedene Viskositätsgesetze deutlich. Im Vergleich zur konstanten Viskosität ist die Konvektionsgeschwindigkeit sowie die Anzahl der Konvektionszellen bei radial temperaturabhängiger Viskosität höher. In Fällen zusätzlicher Druckabhängigkeit nimmt die Heftigkeit der Konvektion im Vergleich zu reiner Temperaturabhängigkeit zum Teil drastisch ab, dies gilt auch für die Anzahl der Konvektionszellen. Alle Modelle mit radialer Abhängigkeit der Viskosität bilden eine Lithosphäre aus, welche in Modellen mit konstanter Viskosität komplett fehlt. Die Temperatur des konvektierenden Mantelbereichs steigt gegenüber konstanter Viskosität deutlich an. Die Manteltemperaturen liegen um so höher, je stärker die Druckabhängigkeit der Viskosität und je steifer die Rheologie ist. Mit zunehmender Druckabhängigkeit bildet sich im unteren Mantel ein Bereich höherer Viskosität aus, in dem fast keine Konvektion mehr stattfindet. Die Druckabhängigkeit der Viskosität führt zu einem verlangsamten Wärmetransport aus dem Kern, dadurch wird die Abkühlung des Kerns gegenüber Modellen mit reiner Temperaturabhängigkeit deutlich verlangsamt.
In einem zweiten Schritt werden Evolutionsmodelle berechnet, bei denen die Temperatur an der Kern-Mantel-Grenze nicht mehr festgehalten wird, sondern abnehmen kann. Auch die Wärmequelldichte im Mantel nimmt nach dem Zerfallsgesetz der radioaktiven Elemente Uran und Thorium ab. Die Evolution des Kerns wird über eine Energiebilanz an der Kern-Mantel-Grenze modelliert. Für den Kern wird eine Zusammensetzung aus Eisen und Schwefel angenommen, wobei der Schwefelanteil nach Abschätzungen von Wänke (1995) bei 0,1 % liegt. Das Modell erlaubt, einen inneren Kern auszufrieren. Mit einem einfachen hydrodynamischen Dynamomodell wird die Stärke des Magnetfeldes aus thermischer Energie und chemischer Konvektion des Schwefelanteils im Kern an der Oberfläche von Merkur abgeschätzt.
Wird ein Anfangstemperaturprofil gewählt, das den angenommenen Zustand von Merkur nach der Akkretion beschreibt, so zeigt sich, daß es mit zunehmender Druckabhängigkeit und steiferer Rheologie immer länger dauert, bis sich eine konvektive Strömung im Mantel ausgebildet hat. In diesem Stadium ist der Wärmetransport weniger effektiv, als die angegebene Rayleighzahl suggeriert. Daher kühlt Merkur deutlich langsamer aus, als das in parametrisierten Modellen, in denen immer von einem 'idealen' Wärmetransport ausgegangen wird, der Fall ist. Weiterhin nimmt die Temperatur im konvektierenden Mantelbereich zu. Dies liegt nicht etwa daran, daß Merkur durch Bildung einer mächtigen Lithosphäre abkühlt. Die Modelle mit konstanter Temperatur an der Kern-Mantel-Grenze und konstanten Wärmequellen im Mantel zeigen, daß dies die Temperaturen sind, die das Modell im stationären Zustand annehmen würde. Sie hängen von der Parameterwahl und von der Druckabhängigkeit des Viskositätsgesetzes sowie von der dimensionslosen Heizungsrate ab.
Literatur
- H. Wänke: Mercury: Constraints to Structure and Composition from Density and Magnetic Field, Alpbach Summer School 1995
Vera Conzelmann
Institut für Planetologie
Westfälische Wilhelms-Universität Münster
Wilhelm-Klemm-Str. 10
48149 Münster
Germany
Tel.: +49 251 833 47 14
Fax: +49 251 833 90 83
e-mail: conzelm@uni-muenster.de
http://amadeo.uni-muenster.de/~conzelm
Poster
iGMT: A Tool for the Interactive Mapping of Geoscientific
Datasets
Becker, Thorsten W. (Harvard) und Alexander Braun (Frankfurt)
We announce the release of the computer program iGMT,
a tool for the interactive mapping of geoscientific datasets.
The software is a UNIX based Tcl/Tk script package that is
built around the Generic Mapping Tools (GMT) of Wessel and Smith (1995).
iGMT can assist in the creation of GMT scripts for mapping
raster or polygon datasets and has built-in support for topography,
sea-floor age, free air-gravity, the geoid and many polygon data
files such as earthquake catalogs, Harvard CMT solutions or hot-spot locations.
The program is not only a graphical user interface
for GMT but also capable of manipulating various datasets
as available on the World Wide Web. Our package should help the
earth scientist with limited experience with GMT or UNIX data
processing to take advantage of the available information sources.
iGMT can assist in all sorts of geophysical or geological
mapping tasks and greatly reduces the start-up time for researches who
ultimately want to access GMT directly. In addition, it
provides the experienced user with a tool to speed up the
process of script writing.
iGMT is free software under the GNU public license (FSF, 1991) and available
at
http://www.seismology.harvard.edu/~becker/igmt.
References
- Wessel, P., Smith, W. H. F.: New Version of the Generic Mapping Tools Released, EOS 76, p. 329 (1995)
- GNU General Public License. Free Software Foundation, Inc., Boston (1991)
Thorsten W. Becker
Department of Earth and Planetary Sciences
Harvard University
20 Oxford Street, Cambridge MA 02138, USA
Tel.: +1-(617) 4958986
Fax: +1-(617) 4958839
e-mail: becker@eps.harvard.edu
http://www.seismology.harvard.edu/~becker/
Poster
Experimente zur Ausbreitung von Volumenstörungen in thermischen Plumes
Laudenbach, Nils und U.R. Christensen (Göttingen)
Das vorgestellte Experiment erzeugt einen thermischen Plume im Labormaßstab.
Als Modellflüssigkeit wird Glukosesirup verwendet, dessen Viskosität
sich, ähnlich wie das Mantelgestein, nach dem Arrheniusgesetz
verhält. Es wird heißer Sirup am Boden eines mit kaltem Sirup gefüllten
Plexiglasgefäßes injiziert. Die dabei vorhandenen Dichteunterschiede
sorgen für einen Auftrieb des heißen Materials. Es steigt zunächst ein
Diapir (Plumekopf) auf, und heißes Material strömt nach, so daß sich
nach einiger Zeit ein stationärer Kanal ausbildet. Es wird vermutet,
daß sich Volumenstörungen innerhalb des stationären Kanals mit den
Eigenschaften solitärer Wellen (Solitonen) ausbreiten. Durch den solitären
Charakter der durch kurzzeitige Erhöhung des injizierten Volumenflusses
generierten Volumenstörungen ergeben sich interessante Überlegungsansätze
im Hinblick auf effektiven Material- und Temperaturtransport in Mantelplumes.
Außerdem beobachtet man eine geschlossene Zirkulation innerhalb der Wellen,
die eine Vermischung zwischen Plume- und Umgebungsmaterial verhindert.
Die radiale Temperaturverteilung innerhalb des Plumes und der Wellen wird mit einer
berührungslosen Temperaturmeßmethode bestimmt, die nach dem Prinzip der
Laserstrahldeflexion arbeitet.
Nils Laudenbach
Institut für Geophysik
Georg-August-Universität Göttingen
Herzberger Landstr. 180
37075 Göttingen, Germany
Tel.: +49-(0)551-397475
Fax: +49-(0)551-397459
e-mail: nlauden@willi.uni-geophys.gwdg.de
http://www.uni-geophys.gwdg.de/~nlauden/Welcome.html
Poster
Instabilitäten chemischer Konvektion
Claßen, Sabine (Göttingen)
In the cooling Earth the fluid outer core consists of a molten alloy above the
solidifying inner core. In this case compositional convection due to the preferential
solidification of the heavy phase releases a low density residual
liquid. The buoyancy flux generated by this process is thought to be the main
driving force sustaining the geodynamo.
We have performed laboratory experiments to investigate the influence of the
Coriolis acceleration on compositional convection of a binary-eutectic
system. A cylinder filled with a NH4Cl-H2O solution is cooled from
the bottom. The solidifying layer is formed as a crystal mush consisting of a
network of solid dendrites with fluid in the interstices. Compositional
stratification in this mushy layer causes the interstitial fluid to be
buoyantly unstable. The compositional Rayleigh number of the mushy layer
Ra spans the subcritical to Ra=5·Rac, where Rac is the critical
Rayleigh number. When Ra>Rac, upwelling in the mushy layer takes the form
of narrow, crystal free
cylindrical channels or ``chimneys'' resulting in jet-like plumes that rise
into the fluid above the mush-liquid interface. Return flow into the mush
is diffuse. For some of the experiments the cylinder is rotated at a constant
angular velocity. The range of the Ekman number is 10-4-10-6. The main
features of convection described above are retained in the presence of
rotation. However, rotation has a strong effect on the form of convection in the fluid
above the mush-liquid interface.
In the fluid above the mushy layer rotational shear due to the Coriolis
force causes an instability characterized by
secondary plume formation from sub-horizontal primary plumes conduits.
This new instability has the form of small fluid parcels or blobs.
The
height of onset of instability is proportional to the
Ekman number. The flow pattern thus becomes
increasingly complex on smaller length scales with increasing rotation
rate.
Sabine Claßen
Institut für Geophysik
Georg-August-Universität Göttingen
Herzberger Landstr. 180
37075 Göttingen, Germany
Tel.: +49-(0)551-397475
Fax: +49-(0)551-397459
e-mail: sac@john-w.uni-geophys.gwdg.de
http://www.uni-geophys.gwdg.de/~sac/Welcome.html
Poster
Experimental and numerical investigations on the flow in spherical gaps
Brasch, Werner (Bremen)
Investigations on thermal convection as well as on isothermal flow in spherical
gaps are important for understanding the flow pattern and the dynamic behavior
in large scale geophysical flow. We report on a laboratory and numerical
study on the bifurcation scenario and the flow structures in dependence on the
radius ratio, the Reynolds number and the Rayleigh number in spherical gaps.
Our experimental setup permits both heating or cooling the spheres' surfaces and
rotates the inner or outer sphere independently.
In the case of thermal convection without rotation under an axial force field
the first instability in narrow gaps leads to non-axisymmetric stationary rolls
whereas in wider gaps the basic flow turns into time dependent state with
pulsating vortices in pole region.
In isothermal flow by rotating the inner sphere the instability depends strongly
on the radius ratio. In narrow gaps Taylor vortices occur in the equator region.
In wide gaps there are spiral waves at the poles. In the gaps with radius
ratio 0.75 and 0.67 the spiral waves undergo two Hopf bifurcations and several
mode changes with increasing Reynolds number. The dynamic behavior in the form
of bifurcation diagram was obtained by LDA-measurements.
Werner Brasch
Center of Applied Space Technology and Microgravity (ZARM)
Am Fallturm
D-28359 Bremen
Germany
Tel.: +49-(0)421 218-2353
e-mail: brasch@zarm.uni-bremen.de
http://zarm9.zarm.uni-bremen.de/2forschung/rotfluid/rf_maind.html
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Mehrgitterverfahren für 2D Simulationsrechnungen zur
Mantelkonvektion mit nichtnewtonischer Rheologie
Auth, Christian (Göttingen)
Will man die positiven Eigenschaften des Mehrgitterverfahrens (MG),
nämlich Schnelligkeit und Stabilität bei Simulationen
mit stark temperatur- und druckabhängiger Viskosität, auch
für Rechnungen mit deformationsratenabhängiger Rheologie
einsetzten, muß ein effizientes Verfahren zur Ankopplung
der Viskosität an die Geschwindigkeiten gefunden werden.
Die bereits von Tackley (1998) verwendete Picard-Iteration,
bei der die Viskosität nach jedem MG-Zyklus neu an die
Geschwindigkeiten angepaßt wird, besitzt jedoch so schlechte
Konvergenzeigenschaften, daß sie für zeitabhängige
Rechnungen ungeeignet erscheint. Erste Erfahrungen mit
dem Verfahren der Instantanen Anpassung, bei dem die Viskosität
jeweils unmittelbar nach Änderungen der Geschwindigkeiten
im MG-Glättungsalgorithmus korrigiert wird,
zeigen, daß dieses Verfahren wesentlich schneller konvergiert.
Obwohl dabei ein einzelner MG-Zyklus
deutlich rechenzeitintensiver ist als bei der Picard-Iteration,
ist daher die Instantane Anpassung für stark
deformationsratenabhängige Viskositäten das schnellere Verfahren.
Literatur
- Tackley, P.J.: Self-consistent generation of tectonic plates in three-dimensional
mantle convection, Earth Planet.Sci.Lett. 157, pp. 9-22 (1998)
Christian Auth
Institut für Geophysik
Georg-August-Universität Göttingen
Herzberger Landstr. 180
37075 Göttingen
Germany
Tel.: +(49)-(0)551-397475
Fax: +(49)-(0)551-397459
e-mail: cauth@inge.uni-geophys.gwdg.de
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Multi-diffusive Konvektion mit Coagulation
Pullmann, Michael und Horst Neugebauer (Bonn)
Das Studium thermodiffusiv-sedimentärer Konvektionssysteme hat gezeigt,
daß die sich ergebenden Systemzustände in starkem Maße von der
Partikelgröße abhängen. Eine Erweiterung des Systems auf verschiedene
Partikelgrößen gestattet es, diese Abhängigkeit eingehender zu untersuchen.
Durch Koagulation und Breakup kann sich die Volumenverteilung der in
einzelne Größenklassen zusammengefaßten Partikel verändern.
Bei der Erweiterung des Modells auf Partikel veränderlicher Größe ist deren
Einfluß auf die Ausbildung der Systemzustände von großem Interesse.
Michael Pullmann
Lehrstuhl für Geodynamik - Physik der Lithosphäre
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
Nußallee 8
53115 Bonn
Germany
Tel.: +(49)-(0)228 73-7449
Fax: +(49)-(0)228 73-2508
e-mail: pullmann@geo.uni-bonn.de
http://www.geo.uni-bonn.de/members/pullmann/index.shtml